Unser Dirigent Leonard Hölldampf war Kantor in Heidenheim und musste sich berufsbedingt mit alten Liedern auseinandersetzen. Ein bekannter Komponist in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges war Johann Hermann Schein. Er war Kantor in der damals schon berühmten Leipziger Thomaskirche und komponierte auch weltliche Lieder.
Im Lied „Frisch auf ihr Klosterbrüder mein“ beschreibt er das Klosterleben, insbesondere wenn der Abt außer Hause ist. Die erste Strophe lautet wie folgt:
Frisch auf ihr Klosterbrüder mein
Laßt uns einmal fein lustig sein
Der Abt der reit der Abt der reit
Er reit zu Papstes Heiligkeit
Des wolln wir haben gute Zeit
Sa sa sa sa frisch auf ihr Brüdr
Er kömmt wedr heut noch morgen wiedr
Leonard lernte uns dieses Lied, wobei wir anfangs das Wort „der Abtderreit“ überhaupt nicht verstanden.
Ein Sänger befasste sich anlässlich der Weihnachtsfeier 2024 mit diesem Begriff und klärte die Sänger auf.
Der Abtderreit
Die deutsche Sprache
hat in hohem Maße
gleich klingende Worte
verschiedenster Sorte.
Auf Herz
reimt sich Schmerz,
auf den Kuss
folgt der Schluss,
ein schöner Leib
gehört zum Weib,
und zum Mann
dass er kann.
Manche Worte sich aufdrängen
sie in einen Reim zu zwängen:
So hat der Manfred Egner
vermutlich keine Gegner!
Es singt der Stoll
richtig toll,
und der Reiner
deutlich feiner!
Doch manchmal fehlt darin,
der tiefere Sinn.
Was macht der Bühler
auf dem Kühler?
Ist der Fetzer
ein Schwätzer?
Macht sich Daub
aus dem Staub?
Und ich frag im stillen
wen um Gottes Willen
wird unser Jürgen
demnächst erwürgen?
All das reimt sich zwar,
doch nichts davon ist wahr!
Sprache ist lebendig,
ändert sich ständig.
Menschen, die uns regieren,
häufig Worte kreieren:
Der Olaf sprach am Ende
von der Zeitenwende.
Und Lindner, dieser Hampel,
fliegt aus der Ampel,
und macht daraus
das Ampel-Aus.
Auch unser Dirigent,
liegt ganz im Trend,
mag schräge Akkorde
erfindet schräge Worte:
Erst in letzter Zeit
das Wort der Abtderreit!
Ich will probieren,
es zu definieren.
Der Sinn von Abtderreit,
passt in diese Zeit,
und lässt sich ohne zu übertreiben
mit Sprüchen beschreiben:
Geht die Katze zum Schwanzen,
auf dem Tisch die Mäuse tanzen!
Und ist die Katze weg,
frisst die Maus den Speck.
Ist der Chef auf dem Kongress
gibt's im Büro keinen Stress!
Ist die Dame aus dem Haus,
lässt der Herr die Sau heraus!
Man ist von Zwängen befreit,
nützt die Gelegenheit,
und steht nicht
unter Aufsicht,
kann laut oder still,
machen, was man will!
Eine solche Zeit
heißt man nun der Abtderreit!
Und ist, wie ich glaub,
schöner als jeder Urlaub,
Wie entstand das Wort?
Das erkläre ich sofort!
Schon vor Jahrhunderten
sich die Menschen wunderten,
warum die Klosterbrüder
singen frohe Lieder.
Ist doch das Klosterleben
eigentlich nicht anzustreben:
Wer will schon
ohne Lohn
Armut und Enthaltsamkeit,
Demut und Bescheidenheit!
Doch wenn der Abt, der Klosterleiter,
meistens wars ein ganz gescheiter,
zu einer Tagung musste
das ganze Kloster wusste
die nächste Zeit:
Ist der Abtderreit!
Die Äbtissin vom nahen Nonnenstift
sich mit dem Abt am Tore trifft,
worauf dann diese beiden
nach Rom zusammen reiten.
Der Abt sitzt kaum auf seinem Roß,
als das Bier im Kloster floss,
als die Mönche immer wieder
singen schöne Lieder!
Sie singen im Kerzenschein
Lieder von Bier und Wein,
von Bergen und Höhn
von Tälern und Seen
und von Frauen von schönen,
die sie verwöhnen.
Die Nönnlein kommen rüber,
die Mönche hinüber!
Eine gute und fruchtbare Zeit,
ist der Abtderreit!
Ich danke Leonard
für dieses neue Wort!